Trockenstellen von Kühen mit hoher Leistung und verbesserter Eutergesundheit
Die Trockenstehzeit ist für die Kuh wichtig. In nur wenigen Wochen erlebt sie drastische Umstellungen und zusätzlich bereitet sie sich in dieser Zeit auch auf die nächste Laktation vor. Die Trockenstehzeit gibt dem Eutergewebe die Möglichkeit, sich zu erholen und zu erneuern, damit die nächste Laktation optimal beginnen kann. Für Hochleistungskühe stellt dies eine große Herausforderung dar. Im Allgemeinen ist es wahrscheinlicher, dass sie während der Trockenstehzeit Herausforderungen mit der Eutergesundheit bekommen, was sich negativ auf die Milchleistung in der folgenden Laktation auswirkt. Wie kann man diesen Kühen erfolgreich durch die Trockenstehzeit helfen und sie hochproduktiv halten?
Warum werden Milchkühe mit hoher Leistung trockengestellt?
Im Idealfall möchten Sie Hochleistungskühe so einfach und schnell trockenstellen wie Kühe mit geringerer Leistung. Ohne dabei die Gesundheit der Kuh und die Milchproduktion in der folgenden Laktation zu beeinträchtigen. Da es sich bei diesen Kühen um Spitzenkühe handelt, ist es wichtig, sie so lange wie möglich hochproduktiv zu halten. Das vollständige Auslassen der Trockenstehzeit ist keine Option, da dies zu einem Rückgang der Milchproduktion führt und die Anzahl der somatischen Zellen erhöht (van Knegsel, 2014). Auch die Qualität des Kolostrums wird durch das Auslassen der Trockenstehzeit beeinträchtigt. Kühe ohne Trockenstehzeit wiesen eine geringere Konzentration von Antikörpern im Kolostrum auf als Kühe mit einer herkömmlichen Trockenstehzeit (Klusmeyer et al., 2009). Eine geringere Kolostrumqualität kann die Gesundheit der Kälber beeinträchtigen. Außerdem besteht bei längerem Melken das Risiko, dass die Kühe fetter werden und nicht ausdauernd genug sind, um für eine zweite Laktation bis zum Abkalben gemolken zu werden (van Knegsel, 2014). Das Trockenstellen ist daher für alle Kühe unerlässlich. Auch wenn dies für Hochleistungskühe eine besondere Herausforderung darstellt.

Der Goldstandard für die Trockenstehzeit
Die Trockenstehzeit ist notwendig, um die Regeneration des Eutergewebes zu ermöglichen und so eine optimale Milchproduktion in der nächsten Laktation zu gewährleisten (Capuco et al., 1997). Idealerweise sollten die Kühe zum Zeitpunkt des Trockenstellens eine geringere Milchproduktion aufweisen, um:
1. Das Risiko des Auslaufens von Milch und des Eindringens ungünstiger Bakterien in das Euter zu verringern
2. den Zitzenkanal durch den Keratinpfropf abdichten zu können
3. den Euterdruck und die damit verbundenen Beschwerden zu verringern
4. eine schnelleRückbildung des Euters zu erreichen
Laut dem National Mastitis Council ist der Goldstandard, eine tägliche Milchleistung von weniger als 12,5 kg beim Trockenstellen anzustreben, um die Eutergesundheit zu verbessern. Dies ist für die meisten Kühe und Landwirte eine Herausforderung. Wenn es jedoch nicht gelingt, eine niedrigere Milchleistung beim Trockenstellen zu erreichen, kann dies zu Problemen führen. Bei Kühen mit höherer Milchleistung ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sich der Keratinpfropf (Abb. 1) bildet. Das Risiko, dass Milch ausläuft und es während der Trockenstehzeit über den offenen Strichkanal zu
neuen bakteriellen Infiltrationen kommt ist höher (Vilar und Rajala-Schultz, 2020, Dingwell et al., 2001; 2004).

Abbildung 1: Prozentualer Anteil der Zitzen, die in den ersten sechs Wochen der Trockenstehzeit als offen eingestuft werden, entsprechend dem Grad der Milchproduktion vor der Trockenstehzeit (Dingwell et al., 2004).
Hochproduktive Euter, Auswirkungen auf Eutergesundheit und Wohlbefinden
Die oben genannten Beispiele sind problematisch, weil Kühe mit einer hohen somatischen Zellzahl (ZZ) zu Beginn der Laktation mit größerer Wahrscheinlichkeit wiederkehrende Eutergesundheitsherausforderungen entwickeln. Hinzu kommt, dass die Milchleistung im Vergleich zu gesunden Kühen nicht mehr ihren Höhepunkt erreicht und in der Regel in der laufenden und den folgenden Laktationen niedrig bleibt. Dies führt zu großen finanziellen Verlusten. Studien haben gezeigt, dass über 60 % der neuen Eutergesundheitsthemen während der Trockenstehzeit entstehen (Todhunter et al., 1991). Dies zeigt, wie wichtig ein guter Plan für hochleistende Kühe in der Trockenstehphase ist.
Erhöhter Euterdruck
Das Tierwohl ist ein weiterer Aspekt des Trockenstellens von Kühen mit hoher Milchleistung. Wenn das Melken eingestellt wird, verursacht der Milchstau im Euter Unbehagen. Es liegt nahe, dass Kühe mit einer höheren Milchproduktion zum Zeitpunkt des Trockenstellens dadurch stärkere Schmerzen haben. Verschiedene Studien kamen zu dem Schluss, dass hochleistende Kühe aufgrund des erhöhten Euterdrucks nach einem abrupten Trockenstellen mehrere Tage lang ein gewisses Maß an Unbehagen empfinden (Bertulat et al., 2013, Odesten et al., 2007). Erhöhter Euterdruck führt wiederum zu Milchaustritt und einer Verzögerung der Keratinpfropfbildung. Das erzeugt eine Eintrittspforte für Bakterien (Rajala Schultz et al., 2020).
Liegen, ein wichtiger Parameter für das Wohlbefinden der Tiere
Veränderungen der Liegezeiten und viele unruhige Bewegungen während des Liegens können als Anzeichen für Unwohlsein aufgrund von Euterdruck dienen (Chapinal et al., 2014). Die Milchproduktion am Tag vor dem Trockenstellen war negativ mit der Liegezeit am Tag nach der abrupten Beendigung des Melkens verbunden. Hinzu kommt die Umgruppierung von bald kalbenden Färsen, die zusätzlichen Stress verursacht (Chapinal et al., 2014).
Eine Verringerung der Liegezeit unmittelbar nach dem Trockenstellen wurde bei Färsen festgestellt. Eine Zunahme der Häufigkeit kürzeren Liegezeiten wurde sowohl bei Färsen als auch bei Kühen beobachtet die zum 2. Mal oder mehr kalben (Chapinal et al., 2014). Auch Rajala Schultz et al. (2018) und Zobel et al. (2013) beobachteten, dass Kühe mit hoher Milchleistung während des
Trockenstellens kürzere Liegezeiten und eine kürzere tägliche Liegezeit nach dem Trockenstellen hatten als Tiere mit geringerer Leistung.
In Anbetracht der Tatsache, dass das Liegen ein Verhalten mit hoher Priorität bei Milchkühen ist, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass das Wohlergehen der Kühe durch die routinemäßige Praxis des abrupten Milchabgangs und des Umgruppierens beim Trockenstellen, insbesondere nach der ersten Laktation, beeinträchtigt werden könnte.
Ein neuer Ansatz
Die AHV hat ein neues, innovatives Trockenstellprodukt für hochleistende Kühe entwickelt. Resolute Liquid ist ein einzigartiges Produkt, das die Gesundheit, das Management und das Wohlbefinden der Tiere beim Trockenstellen verbessert.
Wir haben die Wirkung von AHV Resolute auf das Wohlbefinden der Tiere durch Beobachtung des Liegeverhaltens untersucht. Der Versuch bestand aus einer Kontrollgruppe und einer Resolute-Gruppe. Das Liegeverhalten der Tiere wurde in den ersten beiden Tagen nach dem abrupten Trockenstellen beobachtet.
Die Ergebnisse (Tabelle 1) zeigen einen deutlichen Unterschied in der Liegedauer zwischen den Gruppen. Insgesamt liegt die Resolute-Gruppe am ersten Tag nach dem abrupten Trockenstellen sogar 1,5 Stunden länger als die Kontrollgruppe. Am zweiten Tag liegen die Tiere der Resolute Gruppe 0,5 Stunden länger. Dies lässt aufgrund früherer Studien vermuten, dass AHV Resolute einen positiven Effekt auf das Wohlbefinden der Kühe nach abruptem Trockenstellen hat.
Betrieb Welzijn | |||
Kontrollgruppe | AHV Resolute | Differenz | |
Liegezeit Tag 1 | 7 Stunden | 8,5 Stunden | + 1.5 h |
Liegezeit Tag 2 | 7,2 Stunden | 7,7 Stunden | + 0.5 h |
Das Produkt ist sicher und eine Dosis ist für erfolgreiches Trockenstellen ausreichend, unabhängig von Gewicht und Milchproduktion der Kuh. Durch die signifikante Verringerung des Euterdrucks und der Euterschwellung bei Hochleistungskühen reduzieren wir Unbehagen und Stress, was sich positiv auf das Wohlbefinden der Tiere auswirkt.
Quellen:
Van Knegsel, A. T. M. (2014). WHYDRY; Verkorten van de droogstand van melkvee: effecten op de melkproductie, energiebalans en koe-en kalfgezondheid. Wageningen University, leerstoelgroep Adaptatiefysiologie.
Klusmeyer, T. H., Fitzgerald, A. C., Fabellar, A. C., Ballam, J. M., Cady, R. A., & Vicini, J. L. (2009). Effect of recombinant bovine somatotropin and a shortened or no dry period on the performance of lactating dairy cows. Journal of Dairy Science, 92(11), 5503-5511.
Capuco, A. V., Akers, R. M., & Smith, J. J. (1997). Mammary growth in Holstein cows during the dry period: Quantification of nucleic acids and histology. Journal of dairy science, 80(3), 477-487.
Vilar, M. J., & Rajala-Schultz, P. J. (2020). Dry-off and dairy cow udder health and welfare: Effects of different milk cessation methods. The Veterinary Journal, 262, 105503.
Dingwell, R. T., Kelton, D. F., Leslie, K. E., & Edge, V. L. (2001, February). Deciding to dry-off: does level of production matter. In National Mastitis Council Annual Meeting Proceedings (pp. 69-79). Madison, WI, USA: National Mastitis Council, Inc.
Dingwell, R., Leslie, K. E., Schukken, Y. H., Sargeant, J. M., Timms, L. L., Duffield, T. F., … & Conklin, J. (2004). Association of cow and quarter-level factors at drying-off with new intramammary infections during the dry period. Preventive veterinary medicine, 63(1-2), 75-89.
Bertulat, S., Fischer-Tenhagen, C., Suthar, V., Möstl, E., Isaka, N., & Heuwieser, W. (2013). Measurement of fecal glucocorticoid metabolites and evaluation of udder characteristics to estimate stress after sudden dry-off in dairy cows with different milk yields. Journal of Dairy Science, 96(6), 3774-3787.
Odensten, M. O., Berglund, B., Waller, K. P., & Holtenius, K. (2007). Metabolism and udder health at dry-off in cows of different breeds and production levels. Journal of Dairy Science, 90(3), 1417-1428.
Chapinal, N., Zobel, G., Painter, K., & Leslie, K. E. (2014). Changes in lying behavior after abrupt cessation of milking and regrouping at dry-off in freestall-housed cows: A case study. Journal of Veterinary Behavior, 9(6), 364-369.
Vilar, M. J., & Rajala-Schultz, P. J. (2020). Dry-off and dairy cow udder health and welfare: Effects of different milk cessation methods. The Veterinary Journal, 262, 105503.
Zobel, G., Leslie, K., Weary, D. M., & Von Keyserlingk, M. A. G. (2013). Gradual cessation of milking reduces milk leakage and motivation to be milked in dairy cows at dry-off. Journal of Dairy Science, 96(8), 5064-5071.
Lernen Sie uns kennen
Möchten Sie einen Termin mit einem unserer Berater vereinbaren, um die Herausforderungen im Bereich Tiergesundheit auf Ihrem Betrieb zu besprechen? Unsere AHV Spezialisten würden sich freuen gemeinsam mit Ihnen die Gesundheit Ihrer Kühe zu beurteilen und geeignete Kuh-spezifische Lösungen zu erarbeiten.